Predigt zu Epheser 2, 17-22

Text: Epheser 2, 17 – 22

Und dann kam er und hat diesen Frieden allen verkündet: euch, die ihr fern wart, und ebenso denen, die nahe waren.

Durch ihn dürfen wir beide, Juden und Nichtjuden, in einem Geist vor Gott, den Vater, treten.

Ihr Menschen aus den anderen Völkern seid also nicht länger Fremde und Gäste. Ihr habt Bürgerrecht im Himmel zusammen mit den heiligen Engeln, ihr seid Gottes Hausgenossen.

Denn ihr seid ja in den Bau eingefügt, dessen Fundament die Apostel und Propheten bilden, und der Eckstein im Fundament ist Jesus Christus.

Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten, durch ihn, den Herrn, wächst er auf zu einem heiligen Tempel.

Weil ihr zu Christus gehört, seid auch ihr als Bausteine in diesen Tempel eingefügt, in dem Gott durch seinen Geist wohnt.


Liebe Gemeinde,

Eigentlich sollte man ja meinen, ein Brief den Paulus etwa im Jahr 65 nach Chr. an die Gemeinde in Ephesus gerichtet hat, welche er nebenbei selbst gegründet hatte, kann uns heute wohl kaum nicht betreffen. Sind doch die Probleme der heutigen Zeit völlig anders, und natürlich viel komplexer als es damals der Fall gewesen ist. Was kann uns Paulus denn zu sagen haben? Hatte er doch mit Flüchtlingskrise und Brexit herzlich wenig am Hut.

Nichts desto trotz, was Petrus dort schreibt ist eine – wie nenne ich das jetzt am besten – Ermahnung oder Erinnerung an seine Gemeine in Ephesus. Ich gebe zu, ich habe mir nicht die Mühe gemacht um genau herauszufinden was ihn dazu veranlasst hat. Ich gehe einfach mal davon aus es ist eine Christliche Gemeinde wie viele andere, dazu noch eine relativ junge. Also durchaus eine Situation in der hin und wieder ein paar weisende Worte hilfreich sind. Unsere Gemeinden heute sind zwar nicht mehr jung, aber laufen ganz im Gegenteil Gefahr in einen andauernden Trott zu verfallen ohne nach rechts und links zu schauen. Also auch ein Zustand in dem ein paar aufrüttelnde Worte durchaus angebracht sind. Somit könnten die Worte von Paulus dann theoretisch doch wieder auf uns heute passen. Also lassen Sie uns mal schauen:

Genau genommen sagt der erste Satz schon alles: „Er hat diesen Frieden allen verkündet“.

ALLEN.

Die Fern waren, und denen die nahe waren.“

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, und meine, denen die fern scheinen, und denen die nahe scheinen, denn was „fern“ und was „nah“ ist, liegt ja doch immer sehr im Auge des Betrachters.

Petrus selber geht hier noch einen deutlichen Schritt weiter: „Es dürfen Juden und Nichtjuden gleichermaßen vor Gott den Vater treten“. Nachdem die Juden damals die einzige Gruppe war die offiziell Gott als ihren Herrn bezeichnet hat, würde ich das übersetzen mit „Alle die der Kirche angehören, genau so wie alle anderen“.

Das ist zweifelsohne eine Dimension die den institutionellen Kirchen nicht wirklich passt. Was dort steht bedeutet: Jeder darf, völlig unabhängig vor irgendeiner Konfessionszugehörigkeit, vor den Herrn treten. In einem Geist. Wichtig ist alleine das wir alle vor den EINEN Herrn treten.

Es ist völlig unbedeutend ob sich jemand Christ, Jude, Moslem, oder wie auch immer nennt. Vor dem Herrn sind wir alle gleich.

Alle die sich zu ihm bekennen werden angenommen, egal auf welche Weise dieses „bekennen“ erfolgt.

Dieses „Bekenntnis“ muss nicht einmal für andere sichtbar sein, solange es für Gott sichtbar ist. Es kommt einzig und alleine auf meine persönliche Beziehung zu Gott an.

Ist das nicht tröstlich?

Als nächstes kommt eine Aussage an dem unser Predigttext aktueller gar nicht sein könnte: „Ihr Menschen aus den anderen Völkern seid also nicht länger Fremde und Gäste. Ihr habt Bürgerrecht im Himmel zusammen mit den heiligen Engeln, ihr seid Gottes Hausgenossen.“

Wir sollen uns nicht einbilden, wir seien vor Gott irgend etwas besseres als all die „Fremden“ um uns herum. Nein, alle sind vor Gott gleich. Dem ist wohl nicht mehr viel hinzuzufügen.

Ich sagte anfangs, der Brief soll so etwas wie eine Mahnung sein – und das ist nach wie vor so.

Er soll uns alle nämlich genau daran erinnern, das es viele Wege gibt dem Herrn zu folgen.

Und gerade in der sogenannten „Flüchtlingskrise“ halte ich dies für besonders wichtig.

Ich befürchte, den meisten ist es nicht bewusst das „Allah“ und „Gott“ ein und das selbe sind.

Es ist in den westlichen Ländern weitgehend unbekannt, das der Prophet Mohammed eigentlich angetreten ist, um das Wirken von Jesus weiter zu führen.

Unter diesem Gesichtspunkt stelle ich mir da durchaus amüsiert vor, was für ein Gesicht der „Superchrist“ macht, wenn er vor Gott steht, und plötzlich ist da neben ihm der Inhaber des Dönerladens von nebenan …

Petrus mahnt uns zu Toleranz. Er erinnert daran, das unser Weg des Glaubens nicht der einzige ist, und das andere Wege nicht zwingend „besser“ oder „schlechter“ sind.

ALLE haben das „Bürgerrecht im Himmel zusammen mit den heiligen Engeln“. ALLE sind „Gottes Hausgenossen.

Ein „Hausgenosse“ – heute würde man wohl eher „Mitbewohner“ sagen – ist eindeutig kein vorübergehender Gast. Wir sind, zusammen mit allen die an Gott glauben, keine Gäste die mal eben „vorbei schauen“. Wir sind Mitbewohner seines Hauses. Keiner ist nur ein Besucher, der vielleicht, aber auch nur wenn er Glück hat, eine Audienz bei Gott bekommt.

Wir sind nicht nur „zu Besuch“. Wir wohnen da. Mit sozusagen unendlichem Wohnrecht. Da bekommt uns keiner mehr raus. Paulus benutzt hier den Vergleich „Ihr seid in den Bau eingefügt“.

Sicherlich, das ist sehr bildhaft ausgedrückt. Es bedeutet aber für mich eine erhebliche Sicherheit. Gott steht zu mir. Immer. Das hängt nicht von seiner Tageslaune ab, und auch nicht ob ich mal wieder irgendwelchen Mist gebaut habe. Ich darf immer zurück kommen, denn ich bin Teil des Gebäudes in dem Gott wohnt, und er will mich dort haben.

Gleichzeitig bedeutet das aber auch, Gott will etwas verbindliches.

Gott will keine Gäste, die dann mal bei ihm reinschauen wenn es gerade angenehm erscheint.

Entweder bin ich ein Teil dieser „Hausgemeinschaft“, oder ich bin es nicht.

Da muss ich mich schon entscheiden.

Habe ich mich für Gott entschieden, dann gehöre ich dazu. Sofort, ohne irgendwelche „Probezeiten“. Ohne ein Aufnahmeverfahren, ohne irgendwelche Einschränkungen. Einfach so, ganz selbstverständlich. Es zählt nur mein Bekenntnis zu Gott, sonst nichts.

Ich finde das sehr tröstlich.

ICH muss mit Gott im reinen sein, egal was andere von mir denken.

Gleichzeitig gibt es keine „Bonuskarten“ für besonders gute Taten, die ich dann später für einen besseren Platz im Himmel einlösen kann.

Es hat keine Sinn mit anderen wetteifern zu wollen, wer Gott denn wohl besser gefällt.

Wir alle dürfen „in einem Geist vor Gott, den Vater, treten.

Amen.

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